"Freizeit im Sattel" 1996
mit Aktualisierungen 2022
Wie man "seine" Ranch findet:
1992... ich plante meine erste USA-Reise.
So fing alles an:
Eine sehr große Adressenauswahl bietet die "Dude Ranchers' Association" an. Ich ließ mir einen Katalog schicken, in dem etwa 100 Adressen mit Informationen über die Ranch standen. Lage, Aktivitäten auf der Ranch und in der Umgebung, Anzahl der Gäste, einige Preise. Und da hieß es aufpassen!
Die Ranchwochen kosteten 1993 $550 bis $1.800 (alles inclusive). Ein Preisvergleich lohnt sich also wirklich. Seit vielen Jahren ist es allerdings schwer, etwas unter $1.300 zu finden, ich habe bei meinen Recherchen Preise von mehr als $2.400 f
ür eine Woche angeboten bekommen!
Zuerst einmal sollte man wissen, was man will. Viehtrieb, Urlaub auf einer Working Cattle / Horse Ranch, Trailreiten auf einer Dude Ranch oder Service pur in einem Ranch Resort.
Auf den working Cattle & Horse Ranches wohnt man in gemütlich-rustikalen Zimmern oder Hütten, gelegentlich auch im Bunkhouse. Zimmer oder Blockhütte sind oft mit eigenem Bad. Es sind meist nur wenige Gäste auf der Ranch und man nimmt am normalen täglichen Leben der Ranch-Leute teil.
Manche dieser Ranches bieten auch Viehtriebe an (meist im Frühjahr und Herbst), die sind dann gelegentlich etwas teurer als die stationären Ranchwochen.
Die nächste Ranchkategorie umfasst Ranches, auf denen es keine Rinder gibt. Auf diesen Dude Ranches werden Trailritte ausgerichtet und es gibt neben den rustikalen Wohn-Möglichkeiten (aber fast immer mit eigenem Bad) auch schon mal etwas mehr "Luxus ", wie Swimming Pool, Hay Rides, organisierte Ausflüge. Aber das Reiten steht im Vordergrund.
Die Ranch-Resorts bieten großen Komfort: Swimming Pool, Tennisplatz, Kinderbetreuung,... und auch reiten. Bei manchen Resorts wird reiten auch extra gezahlt.
Ich schrieb etwa 60 der interessantesten Ranches an. Meist Cattle & Horse Ranches und Dude Ranches, die nicht mehr als 25 Gäste aufnehmen. Nach wochenlangen Recherchen (die Rancher lassen sich manchmal mit der Post-Beantwortung etwas Zeit) entschied ich mich für eine Woche Viehtrieb auf Schively (jetzt: "Dryhead Ranch"; wir brachten 600 Kühe / Kälber von der Farm in Wyoming zu den Ranches in Montana), danach war ich auf Two Bars Seven, einer Cattle Ranch an der Grenze Wyoming / Colorado. Im weiteren Reiseverlauf besuchte ich noch die Covered Wagon Ranch, eine Guest Ranch, von der aus wir herrliche Trailritte in den Yellowstone Nationalpark machten.
Eigentlich wollte ich meine Reise im Süden beenden (New Orleans), aber dann versackte ich in Texas. Auf einer Ranch natürlich.
Bei den Viehtrieben geht es nicht so komfortabel zu wie beim Ranchurlaub. Wer also gemütliche Abende am Kamin genießen will sollte eher "stationären Ranchaufenthalt" buchen, sonst landet er im Tipi mitten in der Prärie, "Badezimmer" am nächsten Fluß.
Die Juni-Wochen und die erste Juli-Woche sind oft relativ früh ausgebucht. Deshalb sollte man rechtzeitig Kontakt zu den gewünschten Ranches aufnehmen, falls man zu der Zeit fahren will.
Gelegentlich gibt es Rabatt für die ersten Mai-Wochen.
Mindestaufenthalt ist meist eine Woche (oft Sonntag bis Sonntag); manche Ranches kann man auch für drei Tage buchen, aber eigentlich ist auch eine ganze Woche noch zu wenig, um das Ranch-Leben kennen und genießen zu lernen. Deshalb lieber nur auf einer Ranch zwei oder drei Wochen buchen als mehrere Ranches für je eine Woche. Durchreisende, die nur eine Nacht bleiben wollen, sind auf den Ranches meist nicht erwünscht.
Bei Guest Ranches kann man gelegentlich Trailritte buchen, ohne auf der Ranch zu wohnen. Auf alle Fälle sollte man vor Erscheinen anrufen. Einfach reinschneien ist taktlos...
Wer mit der englischen Sprache auf dem Kriegsfuß steht braucht den ganzen Wilden Westen nicht gleich zu vergessen. Es gibt auch Ranches unter deutscher Leitung.
Wem viel daran liegt, daß er seinen Urlaub "wie mit dem eigenen Pferd" verbringen kann, der sollte vorsichtshalber auf den Ranches nachfragen, denn einige Ranches führen den Gästen das gesattelte Pferd zum Ausritt vor. Aus versicherungs-technischen Gründen darf man dort sein Pferd nicht selbst versorgen.
Besonders wer auf Viehtrieb geht sollte mindestens 2 bis 3 Tage vor dem Beginn des Viehtriebs schon in den Staaten sein, damit man auf dem Trail nicht zu sehr mit der Zeitverschiebung zu kämpfen hat. In sämtlichen kleinen und mittleren Städten findet man verschiedene Hotels in der Preisklasse um $50 - 90. Z.B. Econolodge, Super 8, Motel 6... Und in vielen großen Städten gibt es gute Jugendherbergen. Eine preiswerte Unterkunft zu finden dürfte also kein Problem sein.
Sehr gute Konditionen für Mietwagen bietet der ADAC, auch für Nichtmitglieder. Wer die USA und Canada ohne Mietwagen bereisen will, der sollte sich beim Reisebüro Pässe für den Greyhound Bus besorgen. Die gibt es preisgünstig für 4 / 7 / 14 / 30 Tage. Und es ist echt billiger, als die Tickets in Amerika zu kaufen. Die Pässe muß man sich unbedingt in Deutschland besorgen. In Amerika sind sie nicht erhältlich!
Der Cowboyhut ist absolut Pflicht! Wer sich das erste Mal die Ohren verbrannt hat, weil er stundenlang mit Basecap in knallender Sonne geritten ist, der wird mir recht geben. Und bei Regen bewährt sich der Cowboyhut ebenfalls. Ein langer Regen-Reitmantel sollte im Gepäck sein. Die bekommt man bei Western Outfittern und (viel billiger!) in Army Stores. Regenjacken sind unpraktisch, da sie zu kurz sind und den Regen nur auf die Hose ableiten. Ponchos sind auf vielen Ranches verboten, weil die Pferde vor den Flatterdingern scheuen können und sie dem Reiter nicht die notwendige Bewegungsfreiheit bieten. Chaps schützen nicht nur vor Dornen und Regen sondern auch bei großer Hitze! Ein Halstuch sollte man immer dabei haben.
Die Jeans zum Reiten darf nicht neu sondern muß "gut eingeritten" sein. Ich hatte auch immer eine weiche Jogginghose dabei, falls ich mir doch mal die Knie aufreiben sollte. Absolut bestes "Allheilmittel" bei wunden Stellen: Urin und dann Penatencreme hinterher. Man denkt für 2 Minuten, daß man stirbt, ist aber innerhalb von 5 Minuten völlig schmerzfrei und kann ohne Probleme weiter reiten.
Die private T-Shirtsammlung kann man zu Hause lassen, es gibt an jeder Ecke tolle Shirts zu kaufen. Was die weitere Ausrüstung betrifft: eine Wasserflasche sollte man haben und weiche Lederhandschuhe (beides billig in Army Stores). Satteltaschen werden nicht so gern gesehen. Besser sind Pommeltaschen, die vor dem Sattel hängen. Denn da kann man an sein Tagesritt-Gepäck ran und hat trotzdem noch sein Pferd unter Kontrolle.
Viele Ranches haben einen kleinen Laden, in dem man etliches Zubehör kaufen kann. Man sollte aber unbedingt nachfragen, wenn man etwas bestimmtes benötigt. Es ist nicht immer alles im Angebot. Und oft bekommt man es in der nächsten Stadt bei einem großen Western Outfitter oder im Army Store auch günstiger.
Die besten Fotos beim Reiten macht man mit einfachen Autozoom- oder spiegellosen Kameras. Die guten Spiegelreflex-Kameras sind hier meist zu unhandlich und zu schwer. Bitte denkt an ein Ladegerät, das bei 110V funktioniert, an mehrere Sätze Akkus und an ausreichend Speicherplatz. Bei manchen Ranches hat man die Möglichkeit, einen Computer zu benutzen, also bringt auch einen Card Reader und Leer-DVDs oder eine Festplatte mit.
Die Anmerkungen einiger Rancher zu einigen Gästen haben mich dazu gebracht, doch mal etwas über "Ranch-Etikette" zu schreiben...
Sowohl auf den Working als auch auf den Guest Ranches versucht man, es dem Gast möglichst recht zu machen. Damit jeder "auf seine Kosten kommt", was Unterkunft, Essen und besonders das Reiten betrifft. Zum Beginn des Ranchurlaubs wird meist eine kleine Besprechung gemacht, wie der Urlaub ablaufen wird (nun ja, "Plan A", jedenfalls)... und was man darf und was man besser nicht tun sollte.
Dank einiger Gäste, die sich etwas "wie die Holzfäller" aufführen, wird diese Liste der Sachen, die man nicht tun sollte, oft ziemlich lang. Was natürlich nicht für einen relaxten Urlaubs-Anfang spricht.
Also, was sollte man als Gast tun, dass man den Ranchern in angenehmer Erinnerung bleibt und dass man immer wieder gern gesehen wird?
Bitte denkt daran, dass die Rancher den Gästen Haus und Hof öffnen. Und das nicht nur für die kurze Zeit, die IHR grad' da seid, sondern für viele Monate oder sogar ganzjährig. Bitte respektiert die Privat-Sphäre von Ranchern und Personal, irgendwann haben AUCH SIE Feierabend.
Und die Pferde müssen nicht nur für die kurze Zeit "halten", die IHR auf der Ranch seid. Die Saison ist lang. Und auch wenn die Rancher ausreichend Pferde zum Wechseln da haben, sollte man nicht erwarten, dass man täglich 10 Stunden im Sattel sitzt und das Ganze auch noch pausenlos im Trab und Galopp. OK, die meisten Gäste werden das eh nicht länger als nur wenige Tage aushalten, aber man sollte durchaus auch daran denken, dass man die Pferde schonend behandelt.
Beim Ausritt sollte man auch die wichtigsten Grundregeln beachten. Die "Midnight Special" Ranches bieten keine langweiligen "Nase-an-Schweif" Ausritte an. Trotzdem sollte es selbstverständlich sein, dass man den Anweisungen der Wrangler Folge leistet. Auch wenn man manchmal vielleicht nicht gleich versteht, WARUM es genau so gemacht werden soll.
Auch ist es sehr unhöflich, ohne irgendwelche Vorwarnung an anderen Reitern im Galopp oder scharfen Trab vorbei zu preschen. Ihr mögt vielleicht gut reiten können, aber wisst Ihr, ob es der andere kann, ob er mit so einer Überraschung klar kommt? Oder was sein Pferd macht, wenn es so überrascht wird?
Zitat eines Ranchers: "Wenn jemand so gar kein Interesse am Wohlergehen der Pferde zeigt und nur auf sein eigenes Vergnügen aus ist, kommt das bei uns nicht besonders gut an. Zum Glück zeigen viele unsere Gäste auch ein Verständnis für die Pferde und was die hier zu leisten haben."
Auch das Thema Alkohol möchte ich erwähnen. Eine der "Midnight Special" Ranches ist auf dem Gebiet einer Reservation und es herrscht Alkoholverbot. Das sollte man unbedingt beachten. Ich bin selbst sehr oft auf dieser Ranch gewesen und wir hatten auch ohne Alkohol viel Spaß an den Abenden.
Bei den anderen Ranches ist es gestattet, NACH dem Ritt Alkohol zu trinken. Einige haben auch nichts dagegen, wenn man ein Bier in der Kühlbox hat. Aber wohlgemerkt: EIN Bier, nicht ein ganzes Sixpack.
Einige wenige Ranches schenken Alkohol aus, die meisten Working Ranches nicht. Hier ist es durchaus üblich, dass man seinen Vorrat an alkoholischen Getränken mitbringt. Wer großen Wert auf einen Drink am Abend legt, der sollte sich also vorab erkundigen, wie es "auf seiner Ranch" gehandhabt wird.
Und wer bis weit nach Mitternacht feiern möchte, kann das ja vielleicht in seiner eigenen Cabin, auf der Veranda oder im Garten machen und nicht unbedingt im Haupthaus, wenn es auch das Wohnhaus der Rancher ist. Auch auf andere Gäste, die vielleicht die RUHE auf einer Ranch genießen wollen, sollte Rücksicht genommen werden.
Bitte denkt daran: je mehr Toleranz untereinander herrscht, um so weniger Vorschriften wird es auf den Ranchurlauben geben.
In diesem Sinne...
Keep on ridin'...
Steffi :-)))
Bei weiteren Fragen... einfach eine e-Mail schicken!!!